#1-1 #1-2 #1-3
#2-1

Eröffnungsrede

Anna Witt studierte in München und Wien Bildende Kunst. Warum lebe sie in Wien und nicht in Berlin, wird sie oft gefragt. Weil es um ein Lebens und Arbeitsumfeld geht, das sie interessiert und mag und nicht um strategische Karriereplanung, sagt sie dann. Gleich an dieser Stelle möchte ich mich beim Österreichischen Kunstministerium bedanken, das Anna ein einjähriges Staatsstipendium zuerkannt hat. Durch dieses Stipendium kann sie sich auch leisten, eine Ausstellung in der Lothringer zu machen, wo es zwar ein Budget für die Produktion der Ausstellung gibt, aber keine Artist Fee als Bezahlung ihrer Arbeitszeit hier.

Die Ausstellung „Zivile Übernahme“ thematisiert den gesellschaftlichen und staatlichen Regelapparat, der über unser aller Existenzen liegt. Anna Witt macht keine Milieustudien, wenn sie mit Rappern, Obdachlosen, Menschen in Shopping Malls oder Cheerleaderinnen interagiert; sie wendet Kontroll- und Ordnungsstrukturen quasi im Selbstversuch an und untersucht so die Möglichkeiten des Einzelnen, durch ein Öffnen oder Erweitern repräsentativer oder auch repressiver Formen. Von ihren frühsten Arbeiten als Performerin bis zu den neueren Arbeiten, in denen sie sich selbst auf die gleiche Ebene mit Personen aus ihrem täglichen Lebensraum stellt, sind nun knapp 10 Jahre vergangen. Sieben daraus resultierende Arbeiten können Sie hier sehen. Im anschließenden Künstlergespräch sprechen wir über die Arbeiten, die sie hier sehen.

Boban Andjelkovic, der ebenfalls ein Studium an der Akademie in München absolviert hat, und der seit einiger Zeit in einem der Gastateliers in der Lothringer13 arbeitet, stellt im Untergeschoss Tierbilder aus. Anna Witt sagte heute Vormittag, sie möchte gern einmal einen Tierfilm machen, einmal etwas total Anderes beobachten und erforschen als den Menschen in gesellschaftlichem Umfelder. Boban Andjelkovic zeigt auch eine andere Welt.

Die Welt des Malens, da geht es um Licht und Dunkel, um Duktus und Struktur, um Material und Grund um Komposition. Diese der Malerei ureigensten Themen fangen sich hier im Motiv des Tieres. Tiere, die an ein unberührtes Paradies ermahnen mit Augen – so schön! Der Titel „Nylon Garten“ klärt uns auf über die auch religiös zu verstehende Konstruktion eines Begriffes wie Paradies. Es ist die Künstlichkeit, die in jedem Wunsch nach Erlösung steckt. In Boban Andjelkovics Tieren verbindet sich ein inständiger Wunsch nach etwas Anderem, nicht vom Menschen Besetztem mit der konkreten durchkomponierten Oberfläche der Malerei, oder auch den vielschichtigen Ebenen und Materialitäten seiner Collagenbilder.

So haben wir hier zwei Ausstellungen auf verschiedenen Ebenen im inhaltlichen, im wörtlichen wie auch im architektonischen Sinn.

Mein Dank gilt vor allem und wie immer all jenen die die Ausstellungen produziert haben, der Künstlerin und dem Künstler, dem Büro und der Öffentlichkeitsarbeit, den Bezahlten und ganz besonders den Unbezahlten MitarbeiterInnen! Dankend erwähnen möchte ich auch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, das sich seit fast 30 Jahren diese Räume für zeitgenössische Kunst in einer der teuersten Städte der Welt leistet.

Noch in eigener Sache: Herr Hofmeister, der hier seit 17 Jahren die Ausstellungen bewacht und am Laufen gehalten hat, bzw. seine Wachfirma, ist aus Spargründen gekündigt worden und so möchte ich unsere neue Hallenaufsicht Herrn Hofmann herzlich an seinem 1. Arbeitstag bei uns begrüßen!

Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Das Künstlergespräch beginnt in 20 Minuten.

Uli Aigner 2010

#2-3
#3-1 #3-2 #3-3
#1-1 #1-2 #1-3
#2-1
#2-3
#3-1 #3-2 #3-3
#1-1 #1-2 #1-3
#2-1
© Lothringer13, Städtische Kunsthalle München
#2-3
#3-1 #3-2 #3-3