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Eröffnung: 15.02.2007, 19.30 Uhr

Ausstellung: 16.02.–25.03.2007

Zwischen Neunzehnhundertsechsundneunzig und Zweitausendundsechs produzierte Michal Kosakowski neunundvierzig Kurzfilme zum Thema Mord.

Neunundvierzig Morde, ersonnen von Bewohnern der Welthauptstadt der Morbidität, Wien: Neunzehnhundertsechsundneunzig begann Kosakowski erst Verwandte und Freunde, dann Künstler/innen, Musiker/innen und später auch Schauspieler/innen nach Mordphantasien zu befragen. Innerhalb eines Jahrzehnts hat er 49 Kurzfilme realisiert. Wesentlich ist, dass die Tötungsphantasien von den Befragten selbst umgesetzt und in den 49 Videos dargestellt werden. Intensiver hätte die Zusammenarbeit zwischen Kosakowski und seinen fiktiven Mördern und Opfern am Skript, an der Dramaturgie und im Schauspiel nicht sein können. Regie, Kamera, Schnitt und Special Effects aller 49 Filme hat Michal Kosakowski selbst bewerkstelligt.

Erstaunlich die Gewaltphantasien, die tatsächlich samt und sonders von der medialen Allgegenwart expliziter Gewalt in Film und Fernsehen gespeist zu sein scheinen: Keiner der 160 Darsteller verfügt über ein Strafregister oder war je in derartige Gewaltverbrechen real involviert. Dennoch: Giftmord, Folter, Selbstmord, Hinrichtung, Ritualmord, Gewalt von und gegen Frauen, Männer, Kinder, sexuell, politisch oder durch geistige Abnormitäten motivierte Morde treffen unzensiert auf die Emotionen der Rezipient/innen.

Die Installation „Fortynine“ wird in der Lothringer13, im Februar und März 2007 erstmals gezeigt: Betritt man den vollverspiegelten Kubus mit den Ausmaßen von 5x4x3 Meter, sieht man sich einem, ins Unendliche nach allen Seiten gespiegelten, 49-teiligen HD Splitscreen gegenüber.

Das Faktum zwischenmenschlicher Gewalttaten, hier in einer Ästhetik der Gegenwart, zeigt sich auch in den Emotionen, die sichtbar in den Gesichtern der Besucher/innen stehen und gleichermaßen mit ins Unendliche gespiegelt werden. 49 Beispiele von fiktivem Mord, treffen frontal auf die reale Emotion der Besucher der Installation. Das gemeinsame Erleben – welcher Emotion auch immer – stellt Intimität her, und gerade diese Intimität ist ein weiterer konstituierender Teil von „Fortynine“: Die Konfrontation des Einzelnen mit sich selbst angesichts abscheulichster Gewalt.

Michal Kosakowski ermöglicht uns eine Erfahrung mit einem Tabu unserer Zeit und unserer westlichen Gesellschaft, dem Tod: Als zeige sich uns der Tod nur noch, und bis auf weiteres, im zeitgenössischem Gewand der medialen Gewaltinszenierung.

Uli Aigner 2007

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© Lothringer13, Städtische Kunsthalle München
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